UN-Welttag gegen Menschenhandel
von Christoph Strässer MdB
Am 30. Juli ist UN-Welttag gegen den Menschenhandel. Es mag zunächst verwunderlich scheinen, dass ein solcher Tag heute noch nötig ist. Beim Stichwort „Menschenhandel“ denken viele sicherlich, dass der damit verbundene An- und Verkauf von Menschen zum Zwecke ihrer brutalen Ausbeutung schon lange der Vergangenheit angehört. Ein genauerer Blick jedoch zeigt, dass das leider nicht der Fall ist.
Die Vereinten Nationen definieren Menschenhandel als die Anwerbung, Unterbringung oder Vermittlung von Menschen mittels Gewalt, Betrug oder diversen Formen von Nötigung, mit dem Ziel sie auszubeuten. Er geht oft einher mit dem Missbrauch von Macht und der Ausnutzung besonderer Hilfslosigkeit. Die Ausbeutung kann die sexuelle Ausbeutung, die Entnahme von Körperorganen oder die Ausbeutung der Arbeitskraft umfassen.
Im Jahre 2017 ist nahezu jedes Land der Welt von diesen Verbrechen betroffen – auch Deutschland. Es wird geschätzt, dass 75% der Opfer von Menschenhandel Frauen sind, die auf verschiedene Arten und Weisen abhängig gemacht und dann sexuell Ausgebeutet werden. Viele Opfer von Menschenhandel befinden sich zudem in Zwangsarbeit und schließen Hausangestellte und Angestellte in der Landwirtschaft sowie anderen Wirtschaftsbereichen ein. Die UNO gehen davon aus, dass es heute ca. 30 Millionen versklavte Menschen in aller Welt gibt, mehr als jemals zuvor.
In auffälligen Missverhältnissen zu Arbeitsbedingungen anderer Mitarbeiter*innen werden auch in Deutschland viele Menschen Opfer dieser Verbrechen. Wie Die Zeit 2014 in einer Reportage aufgedeckt hat, werden zum Beispiel in Schlachthöfen Menschen hauptsächlich osteuropäischer Herkunft ausgebeutet. Wenn ihr Lohn weniger als 2/3 des Tariflohns beträgt und ihre verletzliche Situation ausgenutzt wird, dann spricht man laut dem Institut für Menschenrechte von Menschenhandel.
Menschenhandel geht uns also alle etwas an. Wenn man ihn beenden möchte, so muss man seine Grundursachen bekämpfen: Mangelnde Bildung, extreme Armut und tief verwurzelte Ungleichheit. Sie schaffen Verletzbarkeiten, die von Menschenhändlern ausgenutzt werden. Aus diesem Grund müssen wir sowohl in Deutschland, als auch in der EU und über ihre Grenzen hinaus, für eine gerechtere Welt kämpfen, in der es keine Opfer von Menschenhandel mehr gibt.