Vor 145 Jahren: Die Sozialdemokratische Arbeiterpartei wird in Eisenach gegründet
von Axel Schäfer MdB
Unter Führung von August Bebel und Wilhelm Liebknecht wurde vor 145 Jahren in Eisenach die zweite Partei der deutschen Arbeiterbewegung gegründet
Für uns Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten kommt der Parteigeschichte von jeher eine besondere Bedeutung zu. So konnten wir im letzten Jahr das 150-jährige Bestehen feiern. Fest verwurzelt in unseren Grundwerten, in dem Wissen, auf welche Basis sich unsere Bewegung stützt, richten wir unseren Blick nach vorne. Wir stehen für Kontinuität im Wandel, um das Leben der Menschen besser und gerechter zu machen.
Unsere Geschichte verläuft aber auch in Brüchen. In diesem Jahr, genauer gesagt vom siebten bis neunten August, lohnt es sich, den Blick 145 Jahre zurück zu werfen. Damals wurde in Eisenach die Sozialdemokratische Arbeiterpartei gegründet. Neben dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV) war somit eine zweite linke Partei in Deutschland entstanden. Diese rekrutierten sich vor allem aus mittel- und süddeutschen Arbeitervereinen, ehemaligen Anhängern der Sächsischen Volkspartei, sowie unzufriedenen Mitgliedern des ADAV. Angeführt wurde sie von zwei außergewöhnlichen Persönlichkeiten: August Bebel, der später als „Arbeiterkaiser“ bezeichnet wurde, und Wilhelm Liebknecht.
Der Gründungsparteitag verlief turbulent – die politischen Forderungen waren jedoch klar: Die SDAP strebte das allgemeine, direkte und gleiche Wahlrecht und die Abschaffung aller Klassenherrschaft an. Außerdem gesetzlich geregelte Höchstarbeitszeiten, progressive Steuerverläufe statt Konsumsteuern, die allgemeine Schulpflicht und die staatliche Förderung von Genossenschaften. Des Weiteren befürworteten die Delegierten das Streikrecht und den Aufbau von Gewerkschaften.
Ähnlich dem ADAV erhielt auch die SDAP keinen Massenzulauf, 1870 zählte sie nur 10.000 Mitglieder. Beide Parteien hatten jedoch nach der Reichsgründung gleichermaßen unter staatlichen Repressionen zu leiden. Deshalb wuchs hier wie dort die Überzeugung, dass man im politischen Kampf nur gemeinsam bestehen konnte. Nach langen Diskussionen schlossen sich beide Parteien auf dem Vereinigungsparteitag vom 22. bis 27. Mai 1875 in Gotha zur Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) zusammen. 1890 wurde der bis heute gültige Name Sozialdemokratische Partei Deutschlands angenommen.